Das Eingangsportal
Die katholische Sankt Elisabeth-Kirche zu Ballenstedt, die Anfang der 30-iger Jahre im Zeitgeist des Bauhauses von Josef Arnold entworfen wurde, lässt im Blick auf das Kirchenportal schon seine theologische Grundkonzeption aufscheinen: Glaube, Hoffnung und Liebe. Für die Liebe im Dienst am Nächsten steht die Patronin der Kirche, die Heilige Elisabeth mit ihrem Korb voller Rosen, der hinweist auf das legendäre „Rosenwunder“. Für den Glauben steht der Heilige Bonifatius , Missionar und Apostel der Deutschen, an dessen Grab in Fulda sich regelmäßig die Deutschen Bischöfe zu ihren Beratungen treffen. Für die Hoffnung steht das Kreuz, das den Glockenturm der Kirche krönt.
Die Fenster
Betritt man die Kirche, steht man in einem schlichten aber weiten Raum, der an sonnigen Tagen von einem warmen Licht durchflutet wird. Das Thema des Kirchenportals wird in den expressionistisch gestalteten Fenstern wieder aufgegriffen. Die eingangs erwähnten „göttlichen Tugenden“ werden durch Aussagen zu den Sakramenten der Kirche und weitere Symbole des Glaubens ergänzt.
Der Taufstein
Der Taufstein am Eingang zum Kirchenraum erinnert an unseren „Eintritt“ in die Kirche durch das Taufsakrament.Dessen Inschrift „Fons vivus +unda purificans + Aqua regenerans“ bedeutet soviel wie: „Lebendiger Quell + reinigende Welle + Wasser der Wiedergeburt"
Der Altarraum
Schaut man nach vorn in den neu gestalteten
Altarraum, so fallen drei Elemente ins Auge:
der Altar
in der Mitte, gestaltet als „Tisch des Mahles“,
der
Ambo zur Linken, der „Tisch des Wortes“ und das
monumentale Kreuz zur Rechten.
Das Holzkreuz
Dieses Holzkreuz, das den Altarraum eindeutig dominiert, wurde 1973 von dem Dresdner Künstler Friedrich Press gestaltet. Es steht unter dem Thema „Durch das Kreuz zur Auferstehung“. Zu seinem Werk sagte der Künstler selbst: „Sie werden verstehen, dass ich diesen Gedanken nicht realistisch darstellen kann. Ich glaube, darüber brauche ich nicht zu sprechen. Hier sind Glaube und Wirklichkeit eng zusammen. Christus ist auferstan- den, das Kreuz aber bleibt. So habe ich das Kreuz stärker betont, die Gestalt Christi im Längsbalken nur leicht angedeutet. Den Längsbalken im oberen Teil überhöht, um das Aufstreben zu betonen. Stark hervorgehoben sind nur die Augen und die Herzwunde („Herz Jesu“). Auch dieses Thema nicht mehr in der uns von früher bekannten Form. Ich überlasse es bei all meinen Arbeiten dem Beschauer, sich selbst mit der Form und der Idee auseinanderzusetzen. Es ist nicht leicht und wird auch nicht jedem sofort gefallen. Gefallen kannman schon gar nicht sagen, denn wie kann ein Kreuz gefallen? Ich bin über 50 Jahre in meinem Beruf und bei jeder Arbeit, bei jedem Kruzifix stehe ich vor neuen Aufgaben. So kann ich gut verstehen, dass die Beschauer nicht alle sofort meine Gedanken verstehen und ja sagen. Die Erfahrung aber zeigt mir in allen Kirchen, dass meine Arbeit die Gemeinde herausfordert, sich mit ihr zu befassen. Und damit habe ich sehr viel erreicht. Ich würde mich freuen, wenn ich in einiger Zeit von Herrn Pfarrer Roeren hören würde, dass auch hier die Gemeinde meine Arbeit angenommen hat."
Der Kreuzweg
Der Terrakotta-Kreuzweg mit seinen 14 Stationen, der 1938 an den Wänden zur Linken und zur Rechten angebracht und von dem Künstler Georg Kemper gestaltet wurde, lädt ein zur Betrachtung des Leidensweges Jesu undführt hin zu dem Geheimnis unseres Glaubens, von dem das Heil für alle Menschen ausgeht: „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung.“
Der Tabernakel
Der Tabernakel vorn auf der linken Seite wurde im Jahr 1961 neugestaltet. Die Tabernakeltüren sind aus Emaille gearbeitet und stellen Szenen aus dem Alten Testament dar, die alle hinweisen auf das Geheimnis der Eucharistie, das lebendige Brot, den Leib Christi, der im Tabernakel aufbewahrt wird.
- Das Volk Israel wird auf seiner Wüstenwanderung (angedeutet durch das Zelt) in der Hungersnot mit dem Manna vom Himmel gespeist. (Jesus: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.) - Der erschöpfte und lebensmüde Prophet Elija wird in der Wüste von einem Engel mit Brot und Wasser gestärkt: „Komm und iss, sonst ist der Weg zu weit für dich.“ (Die Eucharistie stärkt) - Die jüdische Hausgemeinschaft ist in der ägyptischen Sklaverei zur Feier des Pessach- Mahles versammelt – das Blut des Pessach- Lammes an den Türpfosten hält den Todesengel ab und verschont deren Erstgeborene. (Das letzte Abendmahl Jesu steht in dieser Tradition) - Daniel in der Löwengrube: Gott verschließt den Löwen das Maul, sodass sie seinen Propheten verschonen. (Die Eucharistie schützt)
Die Madonna
Die Madonna mit Kind gehört zur Grundausstattung der Kirche. 1939 gearbeitet vom Bildhauer Julius Mormann aus Wiedenbrück hat sie den 2. Weltkrieg und die DDR-Zeit überstanden und steht in der Kirche mit ihrem Angebot, unsere Anliegen vor Gott, den Vater zu tragen. Nehmen sie sich die Zeit, vor dem Verlassen der Kirche eine Kerze zu entzünden und auf diese Weise ihrem Gebet Ausdruck zu verleihen.
© Pfr. W. Runge, Ballenstedt im Oktober 2021